Kapitel 7/3

Mit weichen Knien bat ich Giselle herein und suchte in meinem leergefegten Hirn nach Gründen, wieso es der Entwicklung ihrer Töchter zuträglich wäre, sich unter meiner wohlmeinenden Aufsicht der Aktmalerei zu nähern.

Blank wie der Sack eines Zehnjährigen musste ich aber rasch erkennen, dass keines meiner Motive eine sorgende Mutter würde überzeugen können und rechnete mit zweimal Lebenslänglich, als Giselle in Tränen ausbrach und sich in meine Arme warf. Überrascht schloss ich die um ihren bebenden Rücken.

Nachdem wir eine Weile so gestanden waren, sie in Tränen aufgelöst, ich bar jeder Ahnung, was ihr solchen Kummer bereitet hatte, fasste ich mir ein Herz, schob sie ein wenig von mir weg und sah ihr in die Augen.

„Kann ich helfen?“, fragte ich zögernd. Giselle schüttelte nur den Kopf.

Auch gut, dachte ich und zog sie wieder an meine Brust. Giselle schluchzte noch ein paar Minuten in mein bereits durchweichtes Hemd, dann schien sie sich zu beruhigen und schließlich löste sie sich aus der Umklammerung.

„Ich wusste niemanden sonst“, hauchte sie in ihrem entzückenden französischen Akzent und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu reagieren.

„Sonst wofür?“

„Um mir zu helfen?“, schluchzte sie leise.

„Helfen wobei?“, setzte ich das Gespräch zweisilbig fort, doch Giselle antwortete nicht. Schließlich packte ich sie an den Schultern und schob sie auf den Platz, wo kurz zuvor noch ihre jüngste Tochter gesessen und mir demonstrativ ihren rosa Slip unter dem hochgeschlagenen Röckchen präsentiert hatte.

„Ich hole mal was.“

Damit verabschiedete ich mich in die Küche und suchte nach dem Haselnusslikör, den ich für besondere Anlässe im Zusammenhang mit Frauen lagerte. Heute war ein solcher Anlass und zwei Gläser später versuchte sich Giselle bereits wieder an einem Lächeln.

Nach mehreren Anläufen erahnte ich hinter ihrem, von Schluchzen unterbrochenem Gestammel, dass etwas mit Maurice nicht stimmte. Was auch sonst, dachte ich bei mir und überlegte, ob sie mich wohl besucht hatte, um ihr Ego aufzupolieren und sich in meinem Bett trösten zu lassen. Maurice war letzte Nacht nicht heim gekommen und auch andere Anzeichen sprachen für eine Affäre, ohne dass Giselle ihm etwas nachweisen konnte.

„Er betrügt mich“, schluchzte sie und griff dankbar nach dem ihr hin gehaltenen Taschentuch.

„Glaubst du oder weißt du?“, fragte ich so neutral, wie es mir in der Situation geboten schien und schenkte Nusslikör nach.

„Ich spüre es. Er ist so anders als sonst.“

„Was heißt anders?“

„Er hat das Parfüm gewechselt und arbeitet mehr als früher.“

„Du meinst, er ist länger im Büro und achtet auf seine Körperpflege? Ist das nicht normal für den Chef einer Firma?“

Maurice hatte die Leitung einer Tochterfirma seines französischen Arbeitgebers in Deutschland übernommen.

„Vielleicht“, flüsterte sie. “Aber wer ist dann Angelique?“

Über Erotikroman

Tagebuchschreiberin und Träumerin, liebe das Leben, die Liebe und die Geheimnisse dahinter
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