24. Dezember 1978

xmasDie letzten Tage hatte es wieder mächtig geschneit und wir verbrachten viel Zeit zuhause vor dem Kamin. Marcelle hatte sich in ein Buch vergraben, ich musste für Klausuren im Januar lernen und Paul konnte vor Aufregung kaum stillsitzen. Er hatte sich nichts sehnlicher als einen Rennschlitten zu Weihnachten gewünscht und heute Abend würde es ihn endlich geben, hoffte er zumindest. Ich selbst hatte mir Musikplatten und einen Plattenspieler gewünscht und Marcelle wie immer Bücher. Für Maman hatte ich einen Seidenschal gekauft, Papa bekam Zigarren, die Bernard für mich im Kolonialwarenladen gekauft hatte. Ihm würde ich mich in neuer Spitzenunterwäsche schenken und dazu einen Schlüsselanhänger für sein Moped.

Paul bettelte, dass wir mit ihm morgen unbedingt auf den Gänsehügel gehen sollten, den neuen Schlitten ausprobieren. Ich mahnte ihn, dass er noch gar nicht wüsste, ob er überhaupt einen Schlitten bekäme, nachdem sein erstes Jahr in der Grundschule alles andere als berauschend gelaufen war. Mein kleiner Bruder war ein echter Träumer. Oft stand er minutenlang mit offenem Mund vor einer Blume im Garten oder sah den Vögeln beim Picken zu und rührte sich nicht. Leider passierte ihm das auch während der Unterrichtsstunden, was seine Lehrerin zum Verzweifeln brachte.

Paul und ich aber verstanden uns sehr gut. Er mochte mich vermutlich sogar lieber als Marcelle, mit der er sich oft raufte und regelmäßig verlor. An mich hingegen konnte er sich mit seinem Stofflöwen im Arm rankuscheln, während ich ihm Märchen aus 1001 Nacht oder die Abenteuer des kleinen Prinzen vorlas. Marcelle las lieber selbst, außerdem hatte sie gerade Streit mit Knopf und schmollte. Er hatte sie beim Knutschen mit einem anderen Jungen erwischt und war sauer. Marcelle hingegen war nur neugierig gewesen und der Ansicht, dass sie nicht das Eigentum ihres Freundes sei.

Ich hielt mich da raus, genoss ich doch die aufregende Harmonie, die mich mit Bernard verband. Wir hatten die letzten Wochen unser erotisches Repertoire erweitert und waren dazu übergegangen, dass ich immer öfter auf ihm saß und ihn ritt, während er unter mir tief in mich eindrang. Allein der Gedanke an unser letztes Mal ließ mich feucht werden und ich war versucht, mir hier und jetzt vor dem Kamin ins Höschen zu greifen und für Entspannung zu sorgen. Natürlich kam das nicht in Frage, weshalb ich lediglich verträumt ins Leere starrte und mein Lehrbuch vergaß.

Paul riss mich aus meinen Tagträumen, als er zum tausendsten Mal fragte, wann denn endlich der Weihnachtsmann käme und ich ebenso oft antwortete, dass erst das Feuer im Kamin herunter gebrannt sein müsse, damit er durch den Schornstein kommen kann. Wütend sah Paul auf den mächtigen Holzstapel, der vor sich hin glühte und fast schien es, als ob er nach einer Möglichkeit suchte, das Feuer vorzeitig zu löschen. Zum Glück kam Maman dazwischen und brachte heiße Schokolade.

Die nächsten Tage würden sich Bernard und ich nicht sehen können. Traditionell besuchte seine Familie entfernt wohnende Verwandte und auch ich sah mich die meiste Zeit T’en fais pas unter dem Weihnachtsbaum spielen. Es war immer ein Riesenspaß zu sehen, wie Marcelle nur schwer verbergen konnte, wie ungern sie verlor. Als kleines Mädchen hatte sie sogar einmal vor lauter Wut einen der Würfel verschluckt, nur um nicht mehr weiterspielen zu müssen.

Ich aber würde alles tun, um die Zeit bis zum Wiedersehen mit meinem Bernard nur möglichst rasch verfliegen zu lassen. Mein ganzer Schulheftrand war mittlerweile mit Herzen und dicken B‘s vollgemalt. Aufgekratzt schnappte ich mir Paul, drückte ihn fest an mich und dachte, ob er auch irgendwann einem Mädchen so den Kopf verdrehen würde. Hübsch genug war er ja und Mädchen mochten Träumer, ich zumindest.

Über Erotikroman

Tagebuchschreiberin und Träumerin, liebe das Leben, die Liebe und die Geheimnisse dahinter
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